Meet a Jew im Wiesbadener Landtag

Am 13. Juni fanden sich die Klassen 11 BF 07 und die 12 FOS 08 B im Wiesbadener Landtag zu einem besonderen Projekt ein: „Meet a Jew“ bringt Schulklassen mit jüdischen jungen Menschen ins Gespräch. Nach einer Begrüßung durch die Vizepräsidentin Karin Müller stellten sich die zwei jungen Studentinnen Neala und Michelle vor und beantworteten viele Fragen zur jüdischen Religion wie diese von Jugendlichen in Deutschland gelebt wird. Es war spannend, dabei die Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland kennenzulernen: jüdische Schulen, die unterschiedlichen Glaubensrichtungen von orthodox bis liberal und „Jewrovision“, einem Songcontest jüdischer Jugendgruppen. Ob die eigene Hochzeit, die Schwierigkeit während des Sabbats auf das Handy zu verzichten oder die eigene Einstellung zu den vielen Regeln, die jungen Frauen erzählen so offen und auf Augenhöhe aus ihrem Leben, dass die Klassen sich schnell vertraut fühlten und auch schwierige Fragen zu stellen wagten.

Zu diesen gehörte auch die Frage nach der Entstehung des Antisemitismus und ihre heutigen Erfahrungen damit. Hilfreich war dabei der Blick in die Geschichte, der zeigte, dass Juden in Europa immer wieder ausgegrenzt (z.B. durften sie im Mittelalter nur Berufe mit Geld ausüben und wurden Bankiers) und als Sündenböcke (z.B. für die Pest oder wenn man mit seinen Kreditraten im Hintertreffen war) benutzt wurden. Aus ihrer Schulzeit erzählte Neala von unangenehmen Erfahrungen mit Mitschülern, die sie ausgegrenzt und beleidigt haben. Bei ihren Besuchen an hessischen Schulen ist beiden auch eine Zunahme an antisemitischen Witzen und Beleidigungen aufgefallen. Dazu gehöre die gedankenlose Verwendung von „Du Jude“ als Schimpfwort oder Spiele, bei denen der Verlierer als „Jude“ bezeichnet werde. Darauf entspann sich eine offene Diskussion, wie man mit Witzen auf Kosten einzelner Gruppen im Freundeskreis und in Chats umgehen soll und wie man Grenzen zieht. Ihr Appell war, dass es unglaublich gut tue, wenn jemand, egal wie zögerlich oder unsicher, klarstelle, dass eine juden- oder fremdenfeindliche Äußerung nicht in Ordnung sei.

Gut versorgt mit Lunchpaketen und Informationen über den Landtag ging es weiter zu einer kurzen Führung, bei der die wichtigsten Funktionen und Personen des Landtags kurz vorgestellt wurden. Wir besuchten neben dem Plenarsaal auch historische Räume des Schlosses, die für Beratungen oder Pressetermine genutzt werden.

Begleitet wurden die Klassen von Herrn Martin Seidl und Herrn Johannes Schlicht, die im Vorfeld auch die Organisation dieses Treffens planten.

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